Schon lange macht die demografische Entwicklung Deutschlands Sorgen. Die Bevölkerung wird immer älter. Eine zunehmend ältere Bevölkerung bedeutet jedoch auch eine zunehmende Anzahl an Menschen, die auf Pflege angewiesen sind. Das Pflegesystem sieht sich jetzt bereits großen Hindernissen gegenüber gestellt.
Personal fehlt, jedoch sind kaum finanzielle Möglichkeiten gegeben, mehr Leute einzustellen. Pflegekräfte leiden unter Überbelastung und schlechter Bezahlung. Als Pflegekraft zu arbeiten ist mittlerweile weniger Beruf als Berufung und scheint durch die schlechten Bedingungen gerade für junge Leute immer unattraktiver zu werden als berufliche Orientierung.
All diese Probleme sind bekannt. Doch sie zu lösen ist alles andere als einfach. Auf dem ersten deutschen Pflegetag haben sich nun führende Pflegeexperten zusammengefunden, um Wege aus der Pflegekrise zu finden.
Das Thema Pflege soll so in den Fokus der gesellschaftlichen und politischen Debatte gestellt werden. Unter anderem der AOK-Bundesverband, der Deutsche Städte- und Gemeindeverbund sowie der GKV-Spitzenverband stehen hinter der ersten deutschen Pflegetag und seiner Organisation.
Studien beweisen: Pflegenotstand nimmt weiter zu
Wie die Berstelsmann Stiftung in einer Berechnung aus dem Jahr 2012 herausfand, wird es im Jahr 2030 zu einem Mangel von rund einer halben Million Pflegekräfte kommen. Dramatische Zahlen, insbesondere wenn man bedenkt, dass gleichzeitig Schätzungen ergeben haben, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis zum selben Jahr die 3,5 Millionen Marke erreichen kann. Hier entsteht also ein deutliches Ungleichgewicht aus Pflegebedürftigen und Pflegewilligen.
Auf dem ersten deutschen Pflegetag setzt man daher auf neue Pflegekonzepte. Eines davon nennt sich ‚Leben und Wohnen mit Familienanschluss‘. Dabei muss es sich jedoch nicht um die eigene Familie handeln. Vielmehr findet der Pflegebedürftige Anschluss in einer Gastfamilie. Diese wird selbstverständlich für ihre neuen Aufgaben speziell geschult.
Doch wer soll die Pflege bezahlen?
Der Mangel an Fachkräften ist ein Problem. Doch nur eines von vielen. Ebenfalls diskussionswürdig auf dem ersten deutschen Pflegetag ist das Thema Pflegekosten. Diese sind kaum selbst zu tragen. Die gesetzliche Pflegeversicherung steuert meist nur etwa die Hälfte der anfallenden Kosten für eine Unterbringung in einem Pflegeheim bei. Der Rest ist von dem Pflegebedürftigen selbst zu stemmen. Oder von dessen Familie. Illusionen wollen die Pflegeexperten hier keine machen. An den Kosten sei nichts zu schrauben.
Selbst eine Pflegereform würde hier keine Entlastung für den einzelnen bringen. Eine effektive Möglichkeit, hohe Kosten von sich selbst abzuwenden, bleibt weiterhin nur der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung.
Anders kann es jedoch bei der Einstufung der Pflegebedürftigkeit sein. Hier kann und will die Pflegereform sehr wohl ansetzen. Eine neue Definition des Begriffs der Pflegebedürftigkeit muss her. In diese sollen Demenzkranke besser berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass auch die bisher geltenden Pflegestufen neu eingeteilt werden sollen. Wie die geplante Pflegereform von der großen Koalition jedoch letztlich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.